Peony Brown im Interview über Herkunft, Heimat, Musik und Menschen

Peony Patricia Brown ist ausgebildete Musiktherapeutin, elementare Musikerzieherin und Musikgeragogin. Seit 2016 setzt sie in ihrer Arbeit die Veeh-Harfe ein. Im Interview mit Stefan Krauß erzählt sie uns wie sie das Instrument lieben gelernt hat.

Stefan: Peony, was bedeutet dir Musik?

Peony: Musik ist für mich Verbindung, Beziehung und Liebe. Das spüre ich in meiner Arbeit dadurch, dass viel Verbindung und Beziehung entsteht durch das gemeinsame Musizieren. In der Psychiatrie hat mal eine Patientin zu mir gesagt: „Durch das Musizieren in der Gruppe entsteht ein Raum der Liebe“.

Stefan: Du arbeitest mit Erwachsenen, mit Kindern, Menschen mit Demenz und Menschen mit psychischen Erkrankungen. Was davon ist die größte Herausforderung?

Peony: Die Erwachsenen, auf die gar nichts Besonderes zutrifft, weil es dort den höchsten Leistungsanspruch gibt. Mein Motto ist in allen Dingen: „Der Weg ist das Ziel“. Ich habe vorher in einer anderen Branche gearbeitet und in der Ausbildung als Musikgeragogin schon gemerkt, dass ein Grund, weswegen ich diesen Weg gewählt habe, ist, dass mir der Leistungsanspruch in unserer Gesellschaft zu hoch ist. Er steht den Menschen oft im Weg, hemmt sie und tatsächlich weiß ich auch, dass die meisten Menschen darunter leiden.

Stefan: Wann hast du bei dir selbst gemerkt, dass dir Musik Freude bereitet?

Peony: Bevor ich in die Schule gekommen bin. Ich habe schon immer zu Hause sehr laut gesungen und meine Oma fand immer ich könnte gar nicht singen (lacht). Mein Bruder hat mich dann in den Kinderkirchenchor mitgenommen. Ich konnte noch nicht mal lesen, aber ich habe echt laut gesungen. Ich fand das super – und dann auch noch in der Kirche. Wie toll sich das angehört hat, mit allen zusammen. Den Chorleiter fand ich auch superlustig und er hat uns die Musik auch richtig nahe gebracht. Mit 9 durfte ich dann Blockflöte lernen, was es bei uns leider nicht im Schulunterricht gab. Eigentlich wollte ich immer Klavier lernen, habe dann aber erst Orgel spielen dürfen. Mit 14 war dann das Klavier dran, ich bin rasend schnell durch den Unterricht und habe immer noch weiter Blockflöte gespielt und weiter in Chören gesungen.

Stefan: Du hattest trotzdem erst eine andere Karriere anvisiert. Du hast BWL studiert und dann auch in der Wirtschaft gearbeitet. Wie hast du dann gemerkt, dass es doch nichts für dich ist?

Peony: Meine Standardantwort ist erstmal: „Es gibt nichts, was nichts für mich ist“. Das heißt, ich gehe alles mit Elan und Neugierde an. Ich habe das allgemeine Gymnasium vor der Oberstufe meiner Oma zuliebe verlassen, weil meine Oma nicht wollte, dass ich Abitur mache. Ich sollte nach der 10. Klasse direkt arbeiten gehen. Ich hätte gerne Abi gemacht mit Leistungskurs Kunst oder Musik. Und dann hieß es: „Damit kann man ja kein Geld verdienen“. Ich wollte aber auf jeden Fall Abitur machen und auch mal studieren. Das einzige Zugeständnis von meiner Seite war dann, dass ich auf eine Wirtschaftsschule gehe und dort Abitur mache, damit ich danach erstmal schneller Geld verdienen kann. Ich habe also Wirtschaftsabitur mit Leistungskurs Mathe und danach eine Ausbildung gemacht, 2 Jahre Geld verdient, und bin dann studieren gegangen. Somit war mein Weg vorgezeichnet. Musik ging dann ja nicht mehr, weil ich natürlich vorher schon aufs Konservatorium hätte gehen sollen. Also habe ich BWL studiert. Zum Praktikum bin ich dann in ein Steuerbüro. Dort ist dann so eine Verbindung entstanden, dass ich nach dem Studium dort direkt angefangen habe. Die Musik habe ich aber immer nebenher gemacht. Sie hat mich nie losgelassen und sie hat auch immer mehr Fahrt aufgenommen. Das viele Singen in den Chören hat dazu geführt, dass ich in immer professionellere Chöre gewechselt bin, bis ich gemerkt habe, ich komme nicht mehr weiter. Ich war unzufrieden und meine Stimme wurde immer leiser. Eine Gesangsfreundin, die immer neben mir stand, hat dann gesagt: „Geh doch mal zu meinem Gesangslehrer“, vielleicht kann er dir Tipps geben. Da bin ich also hin und habe vorgesungen. Er hat ein Volkslied nach dem anderen angespielt und ich konnte jeden Text. Jahre später hat er gesagt, er hätte mich nur deshalb genommen, weil ich alle Texte kannte. So etwas hatte er noch nie vorher gehabt (lacht), dass jemand alle Texte der deutschen Volkslieder kennt. Dieser Lehrer hat aus meiner Stimme was ganz anderes gemacht. Das ging dann so weit, dass ich dann beim Bachchor Mainz vorsingen sollte. Das war die härteste Prüfung meines Lebens. Ich war aufgeregter als beim Diplom.

Stefan: Hat es geklappt?

Peony: Tatsächlich wurde ich in den Chor aufgenommen, obwohl ich eine Passage des Vorsingens völlig verhauen hatte. Ich durfte direkt auf Tournee nach Brasilien und Südamerika mit. Diese musikalische Reise und das Singen dort bei Prof. Ralf Otto haben mich musikalisch mehr als geprägt. Ich konnte in den 6 Jahren dort meine Gesangsausbildung vervollständigen und mir bewusst werden, wie bedeutungsvoll Musik für die Menschen sein kann.

Stefan: Du hast deutsche Volkslieder erwähnt. Was hörst du privat für Musik?

Peony: Mein Mann sagt immer, das darf ich keinem verraten. Ich hör eigentlich alles. In der Oberstufe war ich überzeugte Hardrock Hörerin. Ich habe Hardrock gehört, aber Bach gesungen. Und das ist heute noch so. Es gibt nichts was ich nicht höre. Es gibt Genres, die ich jetzt nicht so direkt nennen würde, z.B. Schlager, aber es gibt Lieder, die mir gefallen und wenn mich jemand fragt was hörst du für Musik, dann sage ich immer: Musik, die mit Leidenschaft vorgetragen wird. Und dann ist es egal was für ein Genre es ist. Hardrock, Schlager, Jazz, Techno oder ein klassisches Lied.

Stefan: Wie kamst du zur Veeh-Harfe?

Peony: 2009 habe ich eine Fortbildung zur elementaren Musikerziehung mit Kindern gemacht. Dort habe ich mit „niedrigschwelligen“ Instrumenten gearbeitet. 2014 habe ich dann angefangen als Musikgeragogin zu arbeiten, obwohl ich die Ausbildung noch gar nicht fertig hatte. In dieser elementaren Musikerziehung gab es dieses Wochenend-Seminar: „Musik im Alter“. Das fand ich hochinteressant, weil der Großvater meines Mannes nicht mehr gesprochen hat und uns auch nicht mehr erkannt hat, wenn wir ihn im Seniorenheim besucht haben. Er hat aber immer die Mundharmonika ausgepackt und eine halbe Stunde die schönsten Lieder gespielt – und er war total glücklich. Ich habe das damals nicht verstanden. Wie kann jemand nicht sprechen, uns nicht erkennen aber verstehen, dass er über die Musik eine Verbindung zu uns aufnehmen kann. Deswegen bin ich zu diesem Wochenendseminar und die Dame, die das gehalten hat, hat gesagt sie wäre Musikgeragogin. Ich hatte bis dahin den Begriff noch nie gehört und deshalb nachgefragt, was das denn genau sei. Ich habe gelernt, dass man das z.B. an der Fachhochschule Münster lernen kann. Dort lehren Prof. Wickel und Prof. Hartogh, die sind dort federführend für das Fach Musikgeragogik. Ich bin das dann direkt angegangen, weil mich das so interessiert hat. Im Laufe dieser Ausbildung kam der Herr Schnieders eines Tages mit lauter Veeh-Harfen. Ich habe sofort gedacht: „Ich bin doch Musikerin, ich brauche doch kein Blatt zum Unterlegen“. Bis dahin hatte ich sie aber noch nicht gehört. Als ich dann meine Veeh-Harfe in die Hand bekam war ich schockverliebt. Allein schon wie sich die Harfe angefühlt hat in meinen Händen. Und als wir dann gespielt haben war ich noch verliebter. Ab da habe ich die Veeh-Harfe nicht mehr aus der Hand gelegt, das war 2015. Als die Ausbildung zur Musikgeragogin dann in 2016 fertig war, wurde ich direkt angesprochen, ob ich ein Ensemble übernehmen möchte. Das habe ich dann auch gemacht und leite das Ensemble noch bis heute. Früher ist es ein Senioren Ensemble gewesen, heute habe ich aber auch die Töchter der Mütter dabei.

Stefan: Also hat die Begegnung mit der Veeh-Harfe deine Arbeit deutlich beeinflusst?

Peony: Sie hat die Arbeit nicht nur beeinflusst, sondern extrem ergänzt und bereichert. Denn es war das erste Instrument, das ich in die Seniorenheime mitnehmen konnte, um am Bett in der Einzelbetreuung und auch in der Sterbebegleitung Musik zu machen. Mit einem Instrument Musik zu machen, das so bewegt, was so tief geht. Also das erste nicht-niedrigschwellige Instrument, welches ich mit Menschen mit Demenz gespielt habe – für mich ist die Veeh-Harfe kein niedrigschwelliges Instrument. Ich hatte meine eigene Harfe dabei, bin rumgegangen und jeder durfte mal spielen. Das war ein Erlebnis für die Menschen mal etwas ganz Anderes zu machen, auch mal ein Instrument zu spielen. Ich erinnere mich an zahlreiche Tränen und an die Aussage: „ich wollte schon immer ein Instrument spielen“.

Stefan: Du bist in Offenbach, Hessen aufgewachsen und hast einen amerikanischen Vater. Was davon hat dich wie geprägt?

Peony: Das Hessische merkt man an meiner Sprache. Genauer würde ich aber tatsächlich sagen ich bin Rhein-Main geprägt, weil ich mit diesem Gebiet eine Multikulti Offenheit verbinde und eine besondere Herzlichkeit gegenüber Fremden, weil man dort auch überall “Fremde“ trifft. Das ist dort ganz normal. Und auch die Kultur in so einer Ebbelwoi Kneipe, da muss man mit anderen Leuten an einem Tisch sitzen. Das ist für Deutsche erstmal komisch (Stefan lacht). Das ist wie in einem Biergarten, aber drinnen. Da kann man nicht einfach sagen; „Ich hätte gerne einen Tisch für 4 Personen.“ Man sitzt an ewig langen Bänken und Tischen mit anderen zusammen. Das hat mich sehr geprägt. Ich bin ein totaler Befürworter von Gruppen, ich liebe Gruppen, Menschengruppen. Geprägt hat mich dort auch die Vielfältigkeit. Ganz schnell kann man dem Großstädtischen entfliehen und ist dann in einem totalen Dorf auf dem Land. So ist das Rhein Main Gebiet, so ist Hessen.

Das Amerikanische hat mich in vielerlei Hinsicht geprägt, weil es afroamerikanisch ist. Ich bin kein Amerika Fan und habe aber im Zuge meiner Ausbildung als Musiktherapeutin festgestellt, dass ich eine total afrikanische Seele habe. Ich bin auch ein Mensch, der gerne seine Wurzeln kennt. Die Afroamerikaner kennen ja ihre Wurzeln nicht, denn ihre Vorfahren wurden als Sklaven nach Amerika gebracht. Dort gilt das Motto: „Es ist nicht wichtig, wo du herkommst, sondern wer du bist.“ Das stimmt zum einen, zum anderen habe ich die Erfahrung gemacht, dass es für mich doch wichtig ist woher ich komme. Und viele Dinge erklären sich auch, wenn ich zum Beispiel neben meinen Tanten und Cousinen sitze in den USA dann sagt mein Mann: „Ah, jetzt verstehe ich, warum du so bist wie du bist“. Obwohl ich meine Verwandten erst kennen gelernt habe als ich schon halbwüchsig war. Ich habe gemerkt, dass ich ganz viel Afro-Anteile in mir habe. Dazu gehört mein Feuer, das in mir brennt und diese Trommeln in mir. Ich kann das nicht anders ausdrücken. Also ich habe wirklich ganz viel Afrika in mir, und dadurch eine Energie, die für meinen Mann fast unerträglich ist. Er sagt immer Duracell Hase zu mir (lacht). 24 Stunden sind nicht genug, weil ich immer Energie habe. Ich kenne gar keine körperlichen Grenzen, mir ist keine Arbeit zu viel und ich glaube schon, dass das mit dem Afrikanischen in mir zu tun hat.

Stefan: Was war für dich zu Beginn schwierig als Gruppenleiterin?

Peony: Die Leiterin zu sein. Ich habe kein Problem vor anderen zu sprechen oder ihnen auch was zu erklären. Das habe ich auch schon der Schule als Tutorin gemacht. Aber dieses Gefühl eine Sonderrolle in der Gruppe zu haben, das musste ich erstmal lernen. Ich arbeite mit meinen Ensembles so, dass sie sich nur alle 14 Tage mit mir treffen, damit sie sich dazwischen als Gruppe ohne mich treffen können. Das ist mir sehr wichtig, weil ich gemerkt habe, dass Menschen, die in Gruppen zusammenkommen und keine Musiker sind, dies nicht nur wegen der Musik machen, sondern auch um soziale Kontakte herzustellen. Da bin ich natürlich der Störenfried, weil ich die ganze Zeit nur über die Musik rede (lacht herzlich). Und sie kommen ja auch zu mir, weil sie was lernen wollen. Das war tatsächlich mein Problem zu Beginn, als ich merkte ich bin ein Teil der Gruppe aber auch irgendwie nicht.

Stefan: Welche weiteren Tipps kannst du anderen Gruppenleitern zum Musizieren mit der Veeh Harfe geben?

Peony: Der größte Tipp finde ich, ist auf sich selbst zu achten. Also nichts zu machen, was man selbst nicht möchte. Wenn ich begeistert bin von dem was ich tue, dann stecke ich die Gruppe automatisch mit dieser Leidenschaft an. Würde ich etwas machen, was mich nicht so begeistert, dann wäre es auch für die Gruppe nicht so befruchtend. Ich kenne das auch vom Gesang so. Alle Dirigenten, denen ich begegnet bin, haben gebrannt. Und durch den Dirigenten kann der Musiker so brillieren, weil der Dirigent derjenige ist, der seine Vision durch die Musiker auf das Publikum bringt. Und so ähnlich sehe ich mich auch, in dem Moment, in dem ich die Gruppe leite. Dass die, die jetzt nicht so musikerfahren sind über mich das Brennen kennenlernen können. Und dazu muss ich natürlich selbst brennen. Das gilt auch für meine Gruppen mit Menschen mit Behinderung, Demenz, psychischen Erkrankungen – vor allem für diese. Wenn ich gelangweilt eine Gruppe von Menschen mit Demenz leite, die merken sehr wohl, ob ich für etwas brenne oder nicht. Diese Menschen bestehen nur noch aus Gefühlen. Trotzdem gehe ich natürlich auf die Menschen ein. Ich frage oder lasse ihnen die Wahl, was genau sie spielen wollen.

Stefan: Obwohl du schon so lange dabei bist, gibt es etwas was du selbst gerade lernst?

Peony: Ich lerne in jeder Stunde etwas dazu. Musikalisch habe ich durch die Veeh-Harfe sehr viel gelernt was das Hören angeht. Speziell was das Polyphone angeht. Ich liebe Polyphonie, also das Vielstimmige. Als Leiterin kann ich die erste Stimme spielen die Zweite singen und trotzdem höre ich noch, wenn sich jemand verspielt oder ein rhythmisches Problem hat. Das habe ich durch die Veeh-Harfe gelernt, so selektiv zu hören und gleichzeitig selbst was zu tun. Dazu lerne ich in jeder Stunde die Menschen neu kennen. Jede Stunde ist anders und die Menschen kommen mit ihren Themen und wünschen sich Abwechslung, Musik, wünschen sich Trost oder Zerstreuung. Meine Achtsamkeit ist auch noch größer geworden. Dieses „Was ist gerade?“ „Bei wem ist gerade was?“. Und die Person, der es schlecht geht in der Runde, die ist für mich das Maß. Genauso wie die oder der Langsamste. Und die Menschen zusammenzubringen, das lerne ich auch. Ich habe auch oft mit Menschen zu tun, die herausfordernd sind. Und da ruhig zu bleiben und die Menschen trotzdem zu verbinden, die Beziehung aufrecht zu erhalten, ist manchmal schwer.

Stefan: Hast du einen Wunsch an den Notenverlag der Veeh-Harfe?

Peony: (überlegt kurz) Ja! Ich würde mir wünschen, dass es z.B. zu „in froher Rund‘“ eine zweite Stimme gibt. Die zweite Stimme muss nicht schwer sein. Ich kann das auch machen (lacht). Ich würde mir wünschen, dass der Veeh-Notenverlag erkennt, dass auch bei aller Einfachheit eine Zweistimmigkeit Genuss und auch ein Fortkommen bringt. Fortkommen heißt, nicht in diesen Stillstand zu geraten mit einer Gruppe, die technisch nicht in der Lage ist Bach Inventionen zu spielen aber sich trotzdem ein Vorankommen wünscht. Wenn ich mir die Veeh-Noten anschaue und bin technisch nicht in der Lage, z.B. die Naturgarten Mappe zu spielen, dann wäre es doch eine schöne Sache, wenn es da eine zweite Stimme für die leichteren Noten von Veeh gäbe.

Stefan: Das Jahr 2021 neigt sich dem Ende zu, was steht für dich, deine Gruppen und deine Arbeit im nächsten Jahr an?

Peony: Wir haben jetzt am 6. November unser erstes Konzert seit langem. Ich möchte damit eine Reihe eröffnen: Gedenkemein Konzerte. Das kommt daher, dass mein Musikerfreund, der verstorbene Kantor Klaus-Günther Brand, vor langer Zeit eine Konzertreihe „Wider Gewalt und Tyrannei“ ins Leben gerufen hatte. In dieser Reihe wurde der Reichspogromnacht und allen schlimmen Dingen, die am 9. November in der Welt passiert waren, gedacht. Das Konzert wurde immer von Amnesty International unterstützt und es wurden Unterschriften gesammelt, um ungerechtfertigte Gefangene freizulassen. Zeitzeugenberichte wurden vorgelesen und dazwischen haben Musiker ehrenamtlich musiziert. Zum einen möchte ich Klaus-Günther Brand damit gedenken, der sich Zeit seines Lebens für Unterdrückte, Benachteiligte und Hilfsorganisationen eingesetzt hat. Zum anderen finde ich das einfach wichtig in der heutigen Zeit, weil ich merke, dass es zwar viele gute Dokumentation und politische Sendungen gibt, um an Dinge zu erinnern, aber der Zugang für die meisten Menschen eher über sowas geht: über bestimmte Menschen oder Gruppen. Deswegen diese Gedenkemein Konzerte. Das Eröffnungskonzert dieser Reihe ist also am 6. November zum Gedenken der ehemaligen jüdischen Gemeinde im rheinhessischen Sprendlingen und aller jüdischen Verfolgten und Drangsalierten. Dieses Konzert hat scheinbar etwas ausgelöst, sodass wir es wiederholen werden. Mindestens zweimal im nächsten Jahr an anderen Orten.

Darüber hinaus werden wir unser Beethoven Konzert wiederholen, das ausfallen musste. Ein befreundetes Ensemble aus Hessen kommt auch dazu und spielt auf ihren Veeh-Harfen. Dabei sind bei uns fast immer das Ehepaar Pietsch aus Darmstadt-Arheilgen, die uns als Profimusiker begleiten mit Cello, Bassgitarre, Klavier und Cembalo.

Dann machen wir jetzt im November unser erstes Proben-Wochenende auf der Ebernburg. Ausschließlich zum Veeh-Harfe spielen. Dazwischen machen wir eine Pause mit einer kleinen Wanderung. Ich habe aktuell ein Ensemble, mit dem ich musikalisch vorankommen möchte und auch muss. Das ist mein Ensemble, mit dem ich auch bei euch am Hofkonzert gewesen war. Meine anderen Ensembles wollen auch vorankommen. Sie wollen aber keine Konzerte spielen. Dort frage ich aber immer: Wer möchte am Konzert mit dem anderen Ensemble teilnehmen. Da habe ich dann in der Regel zwei die sagen: „Oh ja da machen wir mit den anderen bei den Konzerten mit.“ Ich möchte auch gerne anfangen zu reisen mit diesem Ensemble. Am Bodensee lebt inzwischen mein Gesangslehrer, von dem ich erzählt habe. Dort gibt es beispielsweise eine wunderschöne Klosterkirche, die ich für ein Konzert ins Auge gefasst habe. Ich würde gerne die Veeh-Harfe noch mehr auf meine Art und Weise musikalisch vertreten. Den Ansatz: „Weil Musik allen Freude macht“ finde ich komplett richtig, möchte aber auch weitergeben, wie vielseitig die Veeh-Harfe eigentlich ist. Denn die Profimusiker, die mit uns zusammen Musik machen, haben noch nie die Nase gerümpft. Ich habe auch eine Konzert-Harfenistin, die uns gelegentlich begleitet. Das liegt mir am Herzen, obwohl bei mir immer der Weg das Ziel ist. Profis mit Laien zusammenzubringen war schon immer mein Ansatz. Das ist eine tolle Erfahrung. Das kommt daher, dass ich Musikerin bin und zeigen möchte wie Musik bindet. Oft herrscht nämlich Unverständnis von der Profiseite aus wie engagiert Laien sind und auch wie musikalisch Laien sein können. Und dabei liegt es nur daran, wie ihnen die Musik vermittelt wird.

Stefan: Danke für das Interview!

Mehr über die Arbeit von Peony erfahren Sie auf ihrer Webseite.